Erinnerung eines Augenzeugen an den Bombenkrater

Erinnerung an den 12. September 1944 – Bombenangriff auf Carlsfelder Waldgebiet

Am 12.09.1944 wurde ein Carlsfelder Waldgebiet durch ein alliiertes Fluggeschwader angegriffen und bombardiert. Durch frisch geschältes Holz im Wald wurden deutsche Stellungen vermutet.
Es gab einige verletzte Waldarbeiter und Zivilisten. Einer davon war der junge Friedrich Georgi, der im Anschluss von seinen Erlebnissen berichtet.

Lage des Bombenkraters

Erinnerung an den 11. und 12. September 1944 (von Friedrich Georgi)
„In den letzten Kriegsjahren überflogen oftmals Anglo-Amerikanische Bomberverbände in Richtung Böhmen, oder aus Richtung Böhmen kommend, unseren Ort. Der Rückflug erfolgte meist über das Waldgebiet am alten Fußballplatz. Die Verbände flogen in Pulks von jeweils 20 bis 50 Bombern. Dazu kam ein Begleitschutz von Jagdflugzeugen. Diese Gruppen bestanden aus 4 Maschinen, die immer mit 2 Maschinen hintereinander flogen.
Am 11. September 1944, ein Montag mit wolkenlosem Himmel, kamen diese Bomber wieder aus Böhmen zurück und überflogen das Waldgebiet am alten Fußballplatz. Plötzlich wurden unscheinbare Behälter abgeworfen. Es waren keine Bomben, sondern Treibstoffersatzkanister. Diese hatten eine Länge von ca. 2 Metern und waren aus Alu. Die Öffnungen waren mit einem festen Metalldeckel, rot gestrichen, verschlossen. Trotz der Abwurfhöhe konnte man keine großen Beschädigungen feststellen.
12. September 1944, wieder ein Tag mit Himmel ohne Wolken. Gegen 10 Uhr begab ich mich mit meiner Mutter Hanne zum Kahlschlag unterhalb des alten Fußballplatzes weiter Äste zusammen machen (Stacken machen). Ich zählte die aus Richtung Talsperre kommenden Flugzeuge. Bei 117 ging plötzlich oben ein Gedonner los und pfiff immer heller. Ich rief meiner Mutter „Bomben“ zu und wir sprangen in einen tiefen, neben uns zum Glück befindlichen, Waldgraben. Es war genau 11 Uhr und 50 Minuten.
Ich verspürte am linken Oberschenkel plötzlich einen kurzen Schlag und Wärme. Also war ich getroffen und es floss das Blut. Ich rief nach meiner Mutter, die hinter mir lag: „Mich hats erwischt“. Es waren 9 Bomben, die auf diesen kleinen Abschnitt geworfen wurden. Drei Waldarbeiter befanden sich noch ein Stück weiter unten. Rudi Beetz (Cousin meiner Mutter) und ein weiterer, dessen Namen ich nicht mehr kenne, blieben unverletzt. Der andere war Adolf Erbacher aus Wildenthal. Dieser bekam einen Stein an den Kopf und wurde erst von seinen Kollegen verbunden. Inzwischen hatte mich meine Mutter in Richtung Waldrand geschleppt. Es war höchste Zeit, dass ich verbunden wurde. Ich war dem Verbluten nahe.
Nachdem die Bomben gefallen waren, wurde der ganze Dreck und Steine nach oben in die Fichten geschleudert. Diese fielen dann wieder herab. Es war grausam.
Trotz der vielen überfliegenden Flugzeuge rannten etliche Carlsfelder aus Neugier über die Wiesen. Es wäre ein leichtes gewesen, mit dem Maschinengewehr in die Massen zu schießen. Das hätte ein Blutbad gegeben.
Es geschah 3 Wochen vor meinem 14. Geburtstag. Ich wurde von 3 Personen nach Hause geschleppt und dann nach Eibenstock zu Doktor Leidholt gefahren. Geröngt und geklammert. Der Splitter soll in meinem Körper verkapselt sein!
Solche harten Erlebnisse sind unvergesslich.“
Friedrich Georgi, jetzt wohnhaft in Johanngeorgenstadt, geschrieben im Frühjahr 2014

Der Bombenkrater im Waldgebiet bei Carlsfeld

Es sind heute, 70 Jahre später, noch deutliche Bombengrater zu erkennen.
Nicht auszudenken, wenn die Bomben das Dorf getroffen hätten. Es gab hier ebenfalls große Betriebe, wie z.B. das Glaswerk oder die Alfred Arnold Fabrik, die Ziele der Bomber hätten sein können.

Am 12.09.2014 errichteten Heimatfreunde des Sapperlandvereins Carlsfeld eine Gedenktafel an dieser historischen Stätte.